Am Donnerstag morgen, am 10. September, ging es dann von Manaus aus weiter nach Envira, zu unserem endgültigen Ziel- und Einsatzort. Das hieß erstmal um 3 Uhr morgens aufstehen, letzte Sachen zusammenpacken und Gepäck an die Straße hochtragen. Trotz der späten Stunde und der kurzen Strecke (ca. 30 Meter) lief der Schweiß in Strömen. Da wir ja 6 Personen mit nicht wenig Gepäck sind, haben wir 2 Taxis bestellt. Dummerweise stand nur eines an der Straße, der andere Fahrer hatte voll verschlafen oder keine Lust gehabt aufzustehen (Das war übrigens letztes Jahr bei dem selben Fahrer schon einmal so, erzählte uns Andreas…). Flugs musste noch ein zweites Taxi herkommen, so dass wir dann mit Mühe all unser Gepäck einladen konnten.
Am Flughafen verluden wir alles auf Gepäckwagen: 4 Wägelchen für 6 Personen, darunter 2 Kinder. Am Schalter dann die Gewissheit, dass wir ca. 70 kg Übergewicht hatten - im Gepäck befanden sich ja auch Schulbücher, Küchenutensilien und Glasscheiben (ca. 25 kg) für Christoffers Aquarium, dass er sich schon lange wünschte. Unsere Angst, nicht alles mitnehmen zu können, erfüllte sich zum Glück nicht, aber wir mussten umgerechnet ca. 50 Euro zahlen…
Da Anderson (der jüngste) am Morgen über Kopfschmerzen geklagt hatte, gab ihm seine Mutter noch eine leichte Schmerztablette. Dummerweise landete die zusammen mit einem Schwall Flüssigkeit auf dem Flughafenboden… Daraufhin forderte eine Beauftragte der Fluggesellschaft ein ärztliches Attest, dass er überhaupt flugtauglich sei. Doch der Abflug rückte näher, Anderson schlief auf dem Schoß seiner Mutter ein und man ließ uns dann doch einsteigen, so dass wir um 6 Uhr morgens abheben konnten, an Bord einer relativ kleinen Maschine für 50 Personen mit 2 Propellern.
Die Verpflegung an Bord war besser als bei Lufthansa, Beinfreiheit ungefähr gleich. Nur sprachen die Stewardessen fast kein Englisch. Trotzdem kamen wir an Essen und Trinken, und es lief ganz gut. Man muss sich das so vorstellen, dass im brasilianischen Hinterland die Flugzeuge ungefähr den ICE ersetzen. Auf dem Flug von Manaus nach Eirunepé gab es 2 Zwischenlandungen bei einer Strecke von ca. 1000 km. Bei der zweiten Zwischenlandungen wurden wir ins »Flughafen«Gebäude gebeten, da es Probleme bei der Treibstoffversorgung gab. Nach ca. einer Stunde unplanmäßigen Aufenthaltes durften wir wieder Platz nehmen und das letzte Teilstück des Fluges genießen.
In Eirunepé angekommen, war die Hitze ziemlich drückend. Die Gepäckausgabe erfolgte nicht ganz so modern wie in Frankfurt, Manaus, Sao Paolo und Co., sondern mehr wie bei einer Versteigerung: Das Gepäckstück wird hochgehalten und der Besitzer schreit laut hier. Bei unseren rund 10 Gepäckstücken eine interessante Sache, da sich der »Austeiler« wohl ziemlich komisch vorkam an eine Person (Andreas) die Hälfte des Gepäcks zu verschenken ;-)
Weiter gehen sollte es für uns mit einem kleinen Fliegerchen. Allerdings benötigt auch der Treibstoff, und an dem mangelte es auch in Eirunepé. Das ist übrigens die Stadt mit der zweithöchsten Hepatitisrate weltweit! Doch wir waren zu einem Aufenthalt von ca. 1-2 Stunden gezwungen und wir fuhren zur Missionsstation. Auf dem Weg dahin kamen wir an einer ca. 5 m hohen Jesus-Statue vorbei, designed wie man Ihn in Comics zeichnet. Während wir nun am Überlegen waren, ob wir jetzt trotz der hygienischen Umstände essen gehen sollen oder lieber nicht, kam schon unser Pilot vorbei und sagte wir könnten nun doch schon jetzt starten.
Da das Flugzeug nicht sehr groß war (Bilder werden noch kommen…) mussten wir noch einiges an Gepäck da lassen, Alex und ich durften aber alles mitnehmen. Und so starteten wir mit einer kleinen Ein-Propeller-Maschine. Auf dem Steigflug konnte man dann auch noch die 5 m hohe Priester-Statue sehen, im selben Stil gebaut wie die Jesus-Statue, sehr comic-haft. Nach ca. 20 min (d.h. 2/3 der Reise) fiel Andreas auf dass die Tankanzeige schon weit in der Reserve, ja quasi schon aus der Reserve raus war! Der Pilot hatte gar nicht auf Treibstoff gewartet, sondern ist einfach so gestartet. Die Tatsache, dass er erst letztens eine Notlandung auf einer Sandbank hingelegt hat und auch noch Alkoholiker ist, der seinen Flugschein verloren hat, bekamen Alex und ich dann auch noch mit.
Aber Gott hat spürbar seine Hand über, bzw. viel mehr unter uns gehalten! Wir kamen heil in Envira an und waren froh, wieder festen Boden unter den verspannten Beingliedern zu haben… Angekommen waren wir letztendlich, in Envira, dem Ort, wo wir die nächsten 10 Monate sein werden. Aber auch hier warten die Probleme auf uns, unter anderem wissen wir nicht wo wir wohnen werden. Wir haben zwar ein Haus gemietet, allerdings hat sich der Besitzer mit seiner Frau gestritten und plant nun einzuziehen. Nichts mit Mieterschutz, Mietvertrag und Co.
Danke
Bitte
Viele Grüße vom anderen Ende der Welt
Kommentare
Das treibt einem beim Lesen ja den Schweiß auf die Stirn! Das sind echte Abenteuer, die Ihr da erlebt. Ich musste öfters lachen, weil Jan so witzig schreibt. Weiter so! Gibt es Probleme beim engen Zusammenleben mit der Familie? Müsst ihr Euch eine andere Bleibe suchen ? Bleibt gesund!
Probleme…außer, dass wir schon zum Spüldienst eingeteilt wurden fällt mir nichts ein :) Wir haben nun auch ein Haus, liebevoll »Puppebhäuschen« genannt, für uns gefunden. Keine 200m von dem der Missionare entfernt und werden bald umziehen.
äkschen…klingt ja mal sehr unterhaltsam bei euch! Die Bilder sind mal nett, ich will auch in den Urwald. Bei der Post haben wir ähnlich große Wälder… Wälder voller Bürokratie und vorallem Wälder von unnützer Werbung! Tja, sowas kriegt ihr wahrscheinlich lang nicht mehr zu sehen! Ich kann euch aber sicher die ein oder andere Werbung abzweigen und vorbeischicken, damit ihr dann bemerkt dass euch die ein oder andere Induktionsherdplatte oder der Teflonschaber vom Tchibo fehlt! Aber soweit so gut,(hütet euch vor Giardia lamblia!) ich hab jetzt n`neuen Bezirk und bin nichmehr so ausgelastet, das is auch schön. Ihr müsst dann ja bald Lehrern, da bleibt dann nicht mehr viel Zeit zum mit eueren alkoholabhängigen Saufkumpanen durch die Gegend zu fliegen. Wann müsst ihr dann eigentlich immer aufstehn, also morgens, nicht nach der Siesta;). Alles Gute weiterhin und trefft viele witzige Brasilianer, wie der Pilot, der klingt sympathisch^^. Hab mir jetzt so ein Buch gekauft, »wo es keinen Artzt gibt« (gibts bei euch eig. einen?). Behandelt ua. speziell Krankheiten in tropischen gebieten,. kanns nur empfehlen, vlt. schick ichs euch mal vorbei. Sehr informativ! Hat ein Dschungelarzt aus Mexico geschrieben, für die Landbevölkerung die keinen Zugang zu kranken Häussern hat. Ist aber genauso hilfreich für Reisende bzw. Tropenzivis! Aber genug davon, ich geh dann mal wieder Feierabend machen, machts gut soweit, und hütet euch vor Giardia Lamblia!
Und noch was: hütet euch vor Giardia lamblia!
Schöjjne Fotos habt ihr da… sieht alles original wie aus den Terence-Hill-und-Bud-Spencer-Brasilien-Dokus aus. Und Abenteuermäßig scheint ihr denen ja auch nicht wirklich nachzustehen. Da kann ich nur sagen: Weiterhin Good Luck — Aber wenn schon das Fliegen ohne Sprit klappt sollte der Rest auch zu bewältigen sein!
Was aber den Schulze betrifft — um 11:56 solltest du doch eigentlich fleißig Briefe spazieren tragen. Lausbub!
Freue mich, dass es so schnell mit einem Häuschen geklappt hat! Gott hat wahnsinnig schnell gehandelt.
:) hier hats sogar ein krankes Haus…aber des Buch klingt gut…wär auch mal was für die Indianer, ihre Medizinmänner können wohl viel labern und komische Drogen schlucken aber Ahnung haben die wirklich wenig. Bei dem giftigen Tier, so meinte ein Indianer, stirbt man nach 24 Stunden, außer man tötet ein Kind und isst sein Gehirn…naja vieleicht tuts ja ;) aber eine andere Lösung wär doch auch nett.
High Alex und Team,
dies ist Sese mit girls aus dem tiefen Süden Schwabens. Habe von Dori deine blog-Adresse bekommen und will doch auch mal schreiben. Sieht ja alles gut aus bei dir. Wir wünschen dir nicht nur arbeitsreiche, sondern auch erkenntnisreiche Wochen und Monate im Herzen Brasiliens. Am Wochenende haben wir 16. Geburtstag von Sini gefeiert. Auch die Jüngste im Bunde wird erwachsen. Sonst alles ok.
Vorerst belasse ich es dabei und Grüße recht herzlich
Sese & Mädels (dt. für girls)
Nachdem ich nun endlich mal in Ruhe zum Lesen Eurer so locker geschriebenen Berichte gekommen bin, will ich Euch doch auch auf diesem Wege ganz herzlich grüßen. Wir sind froh und dankbar, dass ihr gesund angekommen seid.
Passt gut auf, was ihr den zwei reizenden Buben so in der deutschen Rechtschreibung beibringt. Den Schulze - Julian schicken wir vielleicht statt zum »Briefträgerln« noch mal zu einem Rechtschreibekurs, damit der arme Bub nicht irgendwann noch in einem kränkelnden Häuschen landet, dass all seinen »Tropenkrankheitsheilungsversuchen« widersteht.
Ich freue mich auf all Eure Berichte und natürlich auch auf die Kommentare, besonders auf die Deiner Brüder, lieber Alex. Sie haben auch für mich einen schönen Unterhaltungswert. Ich wünsche euch viel viel Freude bei allem und finde es toll, auf diesem Wege ein Stück weit an Eurem Erleben teilhaben zu können.
Lieber Alex,wie war das nochmals mit den Weihnachtskeksen? Ich glaub, ich fang dann schon mal an.
Seid nun ganz herzlich gegrüßt und grüßt auch die Familie Totz
Dorothee Klein