Jan und Alex in Brasilien / Blog


01. Oktober 2008

Nachtfahrt nach Cacau

um 11:52 von Jan unter Arbeitsalltag, Allgemeines veröffentlicht. 9 Kommentare

Am Mittwoch abend (24. September) um 22 Uhr, frisch geduscht und bereit fürs Bett, „klopfte“ es an der Türe. Andreas stand vorm Gartenzaun und klatschte in die Hände zum Zeichen seiner Anwesenheit. Ich ging hinaus, und er fragte mich ob nicht einer von uns mit kann. Ein Indianer wäre bei ihm vors Haus gekommen und hätte angefragt, ob er ihn nicht nach Hause fahren könnte. Seine Frau hätte ihm Krankenhaus ein Kind bekommen, er hätte ein Blutkonserve zur Sicherheit da lassen müsse, es war dunkel (Geister) und er war ziemlich fertig. Es ist eine Strecke von ca. 5 km nach Cacau, ins Indianerdorf. Normalerweise fragen nur besoffene Indianer, ob Andreas sie nicht rüberfahren könnte. Aber das macht er natürlich nicht, außer sie sind total am Ende. Sie machen das sonst zur Gewohnheit und fangen an die Fahrdienste auszunutzen. Aber unter diesen Umständen hat Andreas eingewilligt.

Er kam dann vorbei und fragte ob ihn nicht einer von uns begleiten könnte. Da meine Haare schon trocken waren (beim Alex ist das ja immer ein Geschäft von mehreren Stunden… ) zog ich mir noch etwas über, schmierte mich mit Alex unglaublich gut riechenden Insektenschutzmittel ein und stieg in den Toyota… Man muss wissen, der Toyota ist etwas „gebraucht“. Alle Räder sind abgefahren, an einem schaute sogar der Draht heraus, den wir dann auch gestern gewechselt haben. Der Motor stammt aus der ersten LKW-Reihe von Mercedes („immerhin das Herz ist deutsch“, wie André immer meint), aber auch der machte einige Probleme. Aber da es sehr trocken war und schlammfrei dürfte die Fahrt über Staubstraßen eigentlich keine Probleme machen. Dachten wir.

Vorbei an den Hütten Enviras, der Müllkippe, weg von den (immerhin) gepflasterten Straßen ging es rauf auf die Staubpiste. Nach ca. 2 km allerdings, dieses gefürchtete Ruckeln im Auto…. Nix mehr mit „brumm, brumm“, sondern mehr mit „bru-u-u-um, bru-u-u…“. Mitten auf der Strecke zwischen Envira und Cacau, stockdunkel, aber wolkenlos und ein wunderschöner Sternenhimmel. Ich hatte meine Taschenlampe (ein Geschenk vom Autohaus Bay ;-) ) dabei. Im Toyota ist auch immer Werkzeug, schon oft benutzt. Vermutlich ist es ein Problem mit dem Dieselfilter-Einspritzanlage, in diesem Systemteil haperts immer. Irgendwas haben wir halt rumgeschraubt, noch ein bisschen von Hand gepumpt, ein bisschen Diesel durch die Filter gedrückt um zu sehen ob die noch durchlässig sind… Er sprang wieder an. Das war ein gutes Gefühl, aber irgendwo hatte man die Gewissheit dass uns noch einmal die selbe Prozedur erwarten sollte…

Immerhin schafften wir es, den Indianer nach Cacau zu bringen. Alle Leute stürmten her und freuten sich. Andreas redete mit ihnen und erklärte mir diesen Freudenausbruch der Indianer: Die Wehen hatte irgendwann im Laufe des Vormittages bei der Frau angefangen. Sie haben versucht, dass Kind im Dorf um ca. 14 Uhr zur Welt zu bringen, aber es gab Komplikationen. Der medizinische Wortschatz reicht leider nicht für detailliertere Beschreibungen aus, aber der Hammer ist ja: Diese absolut hochschwangere Frau lief die 5 km nach Envira ins Krankenhaus und brachte dort ein gesundes Kind per Kaiserschnitt zur Welt! In diesem Zustand noch mehr als eine Stunde über schlechte Wege laufen, körperlich am Ende und das Kind will raus… Ich war absolut überwältigt. Aber Gott hat auch für dieses Kind einen Plan, wenn es mit dem Sprachenlernen bei Andreas und Angelika gut vorangeht wird dieses Kind die Möglichkeit haben, von Gott in seiner eigenen Sprache zu hören!

Die Rückfahrt verlief ganz gut. Wir kamen auch wieder heil in Envira an, doch ca. 200 m vor unseren Haus wieder dieselben Motorengeräusche… Dieses schafften wir es nicht den Motor bluten zu lassen, wir konnten pumpen, aber es kam kein Diesel aus dem Filter… Andreas begann, die Zuleitung vom Treibstofftank abzuklopfen (die ist noch aus Metall). Nach etwas rumgespiele in einem Zeitintervall von ca. 10 min ging der Motor doch wieder an, und wir kamen dann doch noch ganz gut daheim an.

Das Problem, so haben wir mal definiert, liegt wohl im Treibstofftank. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit fäng er innen an zu korrodieren. Der Rost fällt in den Treibstoff und in einer Kabelverbindung lagerte er sich ab. Durch das Pumpen von Hand wurde es gelockert (bzw. durch das Klopfen auf das Rohr) und der Schmutz verteilte sich so, dass der Motor wieder eine Weile genügend Treibstoff erhielt. Allerdings ist auch das keine langfristige Lösung, es muss relativ viel neu gekauft und repariert werden! Bitte betet dafür, dass die Mittel und Möglichkeiten dafür von Gott gegeben werden, denn mit dem Wagen ist die Arbeit wesentlich einfacher zu gestalten! In der Trockenzeit fährt man nur 10 min ins Dorf, zu Fuß ist dass morgens in der Hitze ca. 1h 20min. Diese Zeit kann man dann für Sprachstudien nutzen, das ist täglich eine Ersparnis von rund 2 Stunden um die Möglichkeit der Verbreitung von Gottes Wort unter den Kulina-Indianern voranzutreiben! Und Vielen Dank für alle Gebete und eure Unterstützung in Gedanken, Worten und Taten!

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Kommentare

Total interessant, was ihr da immer schreibt. Das sind echte Herausforderungen. Wir haben heute denEscort beim Bay gehabt, wenn wir erwischt worden wären, hätte es 16 Punkte gegeben wegen abgefahrener Reifen (bei einem war auch schon Metall zu sehen). Außerdem stimmte die Spureinstellung nicht. Ruck zuck wird alles repariert, und ihr müßt alles in Eigrnleistung und Handarbeit machen. Hut ab! Da muß Gott wirklich permanent auf euch aufpassen und hat viel zu tun.

Sigrun Mosebach am 29. September 2008, 11:54

Ja, bie uns schauten aus dem Reifen auch die Drähte raus. Aber da es hier sowieso keine Polizei gibt, bzw. die besseres zu tun hat als sich um die 40 Autos in Envira zu kümmern, ist das kein Problem. Das Paradoxe an der Sache mit den Reifen ist ja auch, dass ein Satz Reifen in Envira 600 BRL (240 Euro) kostet, in Manaus aber nur 300 BRL (120 Euro). Und nach Bolivien (wenn mich nicht alles irrt) könnte man relativ kostengünstig mit Fähre und dann Autofahrt kommen und dort einen Satz Reifen für 200 BRL (80 Euro!) kaufen… Aber da es dort gerade wohl Bürgerkrieg ist, kann man nciht rüber, und hier kann man das Auto auch nicht entbehren. Wenn man die Reifen aber in Manaus kauft, dauert es sehr lange bis sie hier ankommen… Aber 600 BRL zum hier kaufen sind einfach zu teuer

Jan am 01. Oktober 2008, 12:43

Klasse, dass ihr so einen Einblick in das Leben eines Missionars bekommt und ganz andere Kulturen kennenlernt. Manche Probleme gibt es aber auch bei uns. Bei unserem Escort - immerhin bald 19 Jahre alt - waren die Vorderreifen auch total fertig. Das Stahlgerippe war stellenweise sichtbar. Möglicher Strafkostenpunkt: 40 € je Reifen und 4 Punkte in Flensburg. Problem ist jetzt aber behoben. Jan-Thomas, wenn du keine Lust auf solche Nachtfahrten mehr hast, dann lass zukünftig Alex grundsätzlich als erstes duschen. Weiter viel Freude und tolle Erfahrungen!

Christof Mosebach am 04. Oktober 2008, 08:03

danke, die Freude haben wir. Das internet tut heute seit tagen auch mal wieder. Warum auch immer, total unverständlich die Technik hier. Wie viel haben die Reifen denn dann gekostet? Habt ihr meine email letztens eigentlich bekommen?

Jan am 09. Oktober 2008, 13:25

Wir haben die Winterreifen montiert. Die Spurvermessung hat aber gut 100 € gekostet. Tobias hat dies übernommen, da wir Heizöl bekommen haben und das ganz schön Geldscheine frißt. Welche Mail meinst Du?

Christof Mosebach am 09. Oktober 2008, 14:51

des war dann die mit dem kühlschrank und geld die ich meinte. Aber gut, klar, wenn man jetzt ja drei verdiener hat dann ists ja praktisch. Wie viel hat denn das Heizöl pro Liter gekostet? Schon teuer, hab letztens ein National Geographic von 2003 durchgelesen… das Barrel Öl hat damals noch 32 Dollar gekostet!

Jan am 13. Oktober 2008, 12:57

Unsere Ölrechnung beläuft sich bei 2500 Liter auf 2150 €. Damit das Loch in unserer Haushaltskasse nicht zu groß wird, habe ich am 3. Oktober meine Fahrtkostenabrechnung für die Zeit von Januar bis Ende September gemacht. Bei Bays wurde am Sonntag der neue Fiesta vorgestellt. Ich war kurz dort und wurde erstmal mit ein paar Weißwürste und einem Hefeweizen belohnt. Da es kurz vor Ende war und noch Etliches übrig war, wurde Sam mit einem Anhänger voll Kuchen, Brezeln und Weißwürsten ins Pfarrhaus geschickt. Hat alles lecker geschmeckt.

Christof Mosebach am 14. Oktober 2008, 02:56

mensch, meint ihr der könnte auch mal bis nach brasilien rüberradeln? hätt auch mal wieder hunger auf was deftiges :D Na gut, 4 mal die Woche Fleisch und 3 mal die Woche Fisch ist auch nicht schlecht, und was für Fleisch sage ich euch…

Jan am 15. Oktober 2008, 13:41

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Prost Neujahr! Zu diesem feierlichen Anlaß werd ich euch die Tage glaub mal nen Spamschutz spendieren…

Roman am 06. Januar 2009, 08:15

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